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Unerhörte Stimmen

Roulet, Daniel de
Staatsräson
Limmat
ISBN: 978-3-03926-019-5  

 

Herbst 1977: Deutschland sucht fieberhaft nach dem von der RAF entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, im Jura rebellieren die Separatisten für einen unabhängigen Kanton - da verschwindet der Offiziersaspirant Flükiger bei einer Nachtübung und wird nach einem Monat in Frankreich tot aufgefunden. Selbstmord, wird erklärt, was kaum jemand glauben mag. In Paris erhält Niklaus Meienberg das Angebot einer grossen deutschen Zeitung für eine Artikelserie. Beim «Tages-Anzeiger» hat er Schreibverbot. Meienberg fährt in den Jura. Auf dem Rücksitz seines Motorrads sitzt die Tochter des Bundespräsidenten Kurt Furgler, der sich für einen Kanton Jura einsetzt. Meienberg will eine Artikelserie schreiben und als Höhepunkt endlich Kurt Furgler interviewen. Aber was war mit Flükiger? Wurde er von Schmugglern ermordet? Oder kam er der RAF in die Quere? Den Separatisten? Dann werden nach einer Schiesserei im Jura zwei Mitglieder der RAF verhaftet, Polizist Heusler, der im Fall Flükiger ermittelt, wird erschossen, und ein jurassischer Wirt an einer französischen Autobahn tot aufgefunden.Mit Hilfe der fiktiven Recherche Meienbergs erzählt Daniel de Roulet von drei Todesfällen, die bis heute nicht überzeugend aufgeklärt wurden und die im Dunkel der Geschichte zu versinken drohen.

 

 


 

 

Hunger

Wittstock, Uwe
Februar 33
C.H. Beck
ISBN: 978-3-406-77693-9

 

Es ging rasend schnell. Der Februar 1933 war der Monat, in dem sich auch für die Schriftsteller in Deutschland alles entschied. Uwe Wittstock erzählt die Chronik eines angekündigten und doch nicht für möglich gehaltenen Todes. Von Tag zu Tag verfolgt er, wie das glanzvolle literarische Leben der Weimarer Zeit in wenigen Wochen einem langen Winter wich und sich das Netz für Thomas Mann und Bertolt Brecht, für Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin und viele andere immer fester zuzog.
Montag, 30. Januar. Joseph Roth will die Nachrichten, die der Tag bringen wird, nicht mehr in Berlin abwarten. Schon früh morgens fährt er zum Bahnhof und nimmt den Zug nach Paris. Thomas Mann in München derweil kümmert sich die kommenden zehn Tage kaum um Politik, dafür umso mehr um seinen Vortrag über Richard Wagner. Immer ganz dicht an den Menschen, entfaltet Uwe Wittstock ein Mosaik der bedrohlichen Ereignisse unmittelbar nach Hitlers «Machtergreifung», die auch für die Literaten in Deutschland in die Katastrophe führten. Er vergegenwärtigt die Atmosphäre dieser Tage, die von Angst und Selbsttäuschung unter den Schriftstellern, von Passivität bei den einen und Entschlossenheit bei den anderen gezeichnet ist. Wer schmiegt sich den neuen Machthabern an, wer muss um sein Leben fürchten und fliehen? Auf der Grundlage von teils unveröffentlichtem Archivmaterial entsteht ein ungeheuer dichtes Bild einer ungeheuren Zeit.

 

"'Februar 33' ist bewegend, hochpolitisch, lebensprall und dann auch noch spannend wie ein Krimi." -Dea Loher Eine aufrüttelnde Erzählung über den dramatischsten Monat der deutschen Literatur Für alle Leser:innen von Florian Illies, "1913", und Volker Weidermann, "Ostende"
Zusatztext
"Ein Buch über die nationalsozialistische Verwüstung der deutschen Literatur von atemberaubender Anschaulichkeit und Eindringlichkeit."
Bernhard Schlink

 

wittst  Uwe Wittstock

 

 


 

 

Unerhörte Stimmen

Karausche, Marion
Der leere Platz
Kein & Aber
ISBN: 978-3-0369-5851-4

Marlen und Martin haben ein privilegiertes Leben in Marokko. Dazu gehören ein gutes Einkommen, ein schönes Haus und Freunde, zwei kluge Kinder mit den besten Perspektiven. Doch dann wird der Sohn krank und bringt Sorge und Trauer in seine Familie.

 

Kai, der brave und ruhige Junge, läuft aus dem Ruder. Mit knapp 18 macht er nach der Schule eine Reise und kommt wochenlang nicht zurück. Als er wieder auftaucht, hat er sich verändert. Er passt nicht mehr in das für ihn vorgesehene Leben mit Studium und Ausbildung, Sport und Freundschaften, aus dem er sich deshalb auch mehr und mehr zurückzieht.
Nur seine Schwester Amy schafft es, Kontakt zu Kai zu finden. Sie nimmt ihn in seiner immer stärker werdenden Absonderlichkeit an, stellt ihn nicht in Frage, erwartet nichts von ihm. Dennoch verschwindet Kai schließlich für Jahre vollständig aus dem Leben seiner Familie, keiner weiß, wo er ist.
Dann kommt ein verhängnisvoller Anruf mit der Hiobsbotschaft, vor der sich Marlen und Martin, seit Monaten im Ungewissen, insgeheim gefürchtet haben: Kai ist in Deutschland in einer psychiatrischen Klinik, er hat auf offener Straße ein Auto angezündet und dabei zugesehen, wie es ausbrannte. Er wurde zwangseingewiesen. Dem Zusammenbruch folgt die Diagnose Schizophrenie.
Marion Karausche zeichnet in ihrem Romandebüt die Geschichte eines jungen Mannes, der nicht mit dem Leben zurechtkommt. Er ist krank, er nimmt keine Hilfe an, die ihm auch die Eltern nicht gegen seinen Willen aufdrängen können. Sie beschreibt eindringlich, wie die Krankheit die Familie Stück für Stück zerlegt, sich Sorge und Trauer einschleichen und zum alles beherrschenden Lebensgefühl werden.
Marlen gibt sich diesen Gefühlen hin, Martin entzieht sich auf seine Weise und beginnt eine Affäre. "Der leere Platz" lässt ahnen, wie schwierig es ist, das Recht auf Selbstbestimmung auch dann zu respektieren, wenn sich ein Mensch nicht an Regeln und Normen hält und selbst keinen Ausweg aus seiner Krankheit finden kann. Es ist eine Geschichte voll Respekt, Verzweiflung und am Ende nicht ohne Hoffnung.
Eine Rezension von Susanne Wankell

 

Marion Karausche über "Der leere Platz" (Podcast)

 

 mario  Marion Karausche (Bild wdr)